Insel- und Dom- und Hansestadt Havelberg
Unter Kaiser Otto I. (936-973) sollte das Land zwischen Elbe und Oder germanisiert, missioniert und kultiviert werden. Er veranlasste die Gründung des Bistums Havelberg. In der Stiftungsurkunde von 948 wird der Ort erstmals als Stadt erwähnt. Das Stadtrecht erhielt er aber erst im Jahre 1151. Bischof Anselm initiierte die Einrichtung eines Prämonstratenser-Domherrenstiftes und den Bau einer Bischofskirche. Der Dom St. Marien wurde in Anwesenheit von zahlreichen Kirchenfürsten und Angehörigen des brandenburgischen Markgrafen und des pommernschen Herzogshauses geweiht. Erst Mitte des 12. Jahrhunderts beginnt die stetige Entwicklung des Handwerkes, Schiffsbaues, Fischereigewerbes, und der Holz- und Salzmarkt florierte. Aber auch unter Feuersbrünsten, Überschwemmungen und Kriegseinwirkungen litt die Stadt. Wie aus dem Rostocker Verzeichnis des Jahres 1358 hervorgeht, gehört Havelberg der Hanse von Beginn an. Ab 1688 brachte die Errichtung der kurfürstlichen Seeschiffswerft neuen Auftrieb. Durch den Bau seetüchtiger Schiffe erlangte der Ort weit über die Landesgrenze hinaus Beachtung. Sogar Zar Peter der Große erhielt hier eine Ausbildung. All das entwickelte sich unterhalb des Domberges in der vor Jahrhunderten neu angelegten Stadt auf der Havelinsel mit ihren 250 Häusern. Vom Domberg aus kann man dieses interessante Stadtbild betrachten. Entlang des Berges an der Havel und um den Dombezirk siedelten die sogenannten Berggemeinden.
Das heutige Wahrzeichen und gleichzeitig kultureller Mittelpunkt ist der Dom St. Marien. Von Mönchen des Prämostratenserordens erbaut, ist der Dom eine Mischung aus romanischen und gotischen Stilelementen. In fünf Bauperioden, ab dem 10. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, wurde er errichtet. Ein Rundgang durch den Dom vermittelt eine Fülle von Eindrücken. Er ist eine dreischiffige Basilika mit kleinem, nicht über die Front des Hanghauses hinwegreichendem Querhaus und Westgiebel. Im Inneren findet man auf seinen Streifzügen wunderschöne Glasmalereien im nördlichen Seitenschiff aus dem 14. und 15. Jahrhundert sowie einen Lettner und eine Chorschranke. Farbige Reliefs mit 24 Bildern, figürliche Meisterwerke aus vergangenen Jahrhunderten, ziehen immer wieder alle Blicke auf sich.
Im Paradiessaal und Kreuzgang werden wegen der guten Akustik viele kulturelle Veranstaltungen geboten. Der gesamte Domkomplex ist ein denkmalgeschütztes Ensemble. Er umfasst den ehemaligen Bischofskomplex mit der Bischofskirche des Bistums Havelberg (Domstift). Innerhalb des Domkomplexes befindet sich auf einer Fläche von ca. 900 m2 das Prignitzmuseum. In ihm kann man die Ur- und Frühgeschichte der Westprignitz, die Bistums- und Stadtgeschichte von Havelberg sowie die Dombaugeschichte und die Kirchenkunst nachvollziehen. Dem Besucher werden Sonderausstellungen mit historischem Profil sowie Ausstellungen zur bildenden Kunst angeboten. Als weiteres Museum ist das Heimat- und Naturkundemuseum Untere Havel zu nennen.
Havelberg ist nicht nur Insel- und Domstadt, sondern auch Pferdestadt. Am ersten Wochenende im September eines jeden Jahres zieht der traditionsreiche Pferdemarkt ca. 150.000 Besucher an. Ein Spektakel mit allem, was zu einem richtig großen Fest dazugehört.
Die Entstehung des Pferdemarktes ist vermutlich auf die Einweihung des Havelberger Doms am 16. August 1170 zurückzuführen. Möglich ist auch, daß der Tag der Mariä Geburt (8. September) als Berechnungstag des Marktes galt. Bis Ende des 1. Weltkrieges war der Havelberger Markt der bedeutendste unter den alljährlich stattfindenden Vieh- und Krammärkten in Deutschland. Nach 1920 wurde das Markttreiben zunehmend zum Volksfest mit Karussells, Trödelmarkt und Tanz in allen Sälen. Der Volksmund sprach damals auch von einem "Heiratsmarkt".
Heute grenzt die Stadt im Norden an das Land Brandenburg. Ihre Lage am Steilhang der Havel und zwei Havelarme lassen sie landschaftlich besonders reizvoll erscheinen. Malerische Flußlandschaft, Endmoränenzüge und ein Naturschutzgebiet mit seltenen Tier- und Pflanzenarten prägen die Umgebung und bieten sich zu Wanderungen und Radwanderungen an. Für jeden ist etwas dabei, sei es der Wassersport, der Reitsport oder auch der Modellflugsport. 1998 feierte die Stadt Havelberg ihr 1050jähriges Bestehen.