Austausch zwischen Werkbank und Dachziegeln
Sommertour: Patrick Puhlmann besucht Metzner GmbH in Lüderitz.
Das Amt für Wirtschaftsförderung der Stendaler Kreisverwaltung hat seine Ohren immer gespitzt, wenn es um Neuigkeiten, Sorgen und Nöte von Unternehmen im gesamten Landkreis geht. Über den letzten Jahreswechsel erreichte das Team die Botschaft über eine anstehende Unternehmensnachfolge bei der Metzner GmbH. Dinah Metzner strebt nach erfolgreicher Meisterprüfung im Jahr 2023 die Übernahme des elterlichen Dachdecker-Betriebs an – und erkennt dabei so manche Schwachstellen. Für Patrick Puhlmann ein Grund, im Rahmen seiner Sommertour in Lüderitz Halt zu machen und in den Austausch zu gehen.
Am Firmensitz traf der Landrat, der in Begleitung von Tangerhüttes Einheitsgemeinde-Bürgermeister Andreas Brohm kam, Familie Metzner stilecht in der Werkstatt. Zwischen Werkbank und Dachziegeln stellte Frank Metzner, der das Unternehmen 1993 im Alter von 30 Jahren gegründet hat, etwa die Historie des Familienbetriebs vor. Derzeit zähle er 18 Angestellte, es waren aber auch schon einmal doppelt so viele. Heutzutage Arbeitskräfte zu finden, sei eine große Hürde, betonte der Obermeister der Dachdecker-Innung Sachsen-Anhalt Nord. Er äußerte seine Bedenken darüber, dass ein hoher Anteil der Schulabsolventen ein Studium wählt, was dem Handwerk schadet.
Umso erfreulicher zeigte sich das Vater-Tochter-Gespann darüber, dass kürzlich ein Ukrainer den Weg zum Unternehmen gefunden habe und aktiv nach Arbeit im Handwerk suchte. Beide berichteten Puhlmann und Brohm davon, welche Hürden sie dann nehmen mussten, damit der Mann tatsächlich eine Tätigkeit aufnehmen konnte. Dabei habe sich eines ganz klar gezeigt: Die „Entbürokratisierung“ kommt an der Basis nicht an. Mit Blick auf die Betriebsnachfolge wünschte sich Dinah Metzner, dass das einfacher würde. Den Ansatz schnappte der Landrat direkt auf und will von Amtswegen prüfen lassen, welche Möglichkeiten zur Unterstützung generell bestehe, denn das Problem betrifft am Ende nicht nur das Handwerk. Dabei hob Patrick Puhlmann das Engagement des Familienbetriebs, Ukrainer zu integrieren, hervor: „Wir sind froh über jede zugewanderte Arbeitskraft und akzeptieren den damit verbundenen Akzent in der deutschen Sprache“. „Für uns ist der Mann ein echter Glücksgriff“, unterstrich Dinah Metzner.
Die 26-Jährige und ihr Vater, der auch bestellter und vereidigter Sachverständiger ist, brachten noch weitere Beispiele vor, welche vor allem kleinen Betrieben das Leben schwermachen. Dazu gehört auch die elektronische Krankschreibung. „Wenn der Arzt etwas Falsches anklickt, werden wir von der Krankenkasse zur Klärung aufgefordert“, stelle Dinah Metzner klar, dass etwas im System nicht passe. So kam sie zu dem Wunsch, dass die Politik einfach mehr auf die Menschen an der Basis hören sollte, die letztlich mit irgendwelchen Entscheidungen leben und arbeiten müssen.
„Ich bin sehr dankbar für diesen Austausch“, sagte Puhlmann nach gut 90 Minuten angeregtem Austausch. „Wir können so Anregungen mitnehmen, die Verwaltung aus Dienstleistungssicht weiterzuentwickeln. Hier ist sehr genau aufbereitet worden, wo es hakt und wir haben sinnvolle Hinweise erhalten. Daher bin ich dankbar für die Kritik, die von Menschen kommt, die wissen, wovon sie sprechen“, so der Landrat weiter. Er freute sich zudem über die Bereitschaft des Vater-Tochter-Gespanns, bei der Suche nach Verbesserungen aktiv mitzuwirken. So wollen beide Seiten in Kontakt bleiben.