Stadtrundgang mit Perspektivwechsel
Örtliches Teilhabemanagement organisiert Aktion zur „Woche des Sehens“.
Eine Gruppe von 15 Menschen folgte der Einladung des Örtlichen Teilhabemanagement des Landkreises Stendal und traf sich am Mittwoch, 11. Oktober, in Tangermünde auf dem Marktplatz zu einer besonderen Stadtführung anlässlich der „Woche des Sehens“. Wie fühlt es sich an blind oder mit Augenerkrankung durch die Altstadt von Tangermünde zu gehen? Dieser Selbsterfahrung stellten sich die Teilnehmer. Um die Erfahrung möglichst echt zu machen, wurden Langstöcke und Simulationsbrillen eingesetzt. Die Brillen simulieren Augenkrankheiten. Zur Auswahl standen Erkrankungen wie, Katarakt (grauer Star), Glaukom (grüner Star), Skotome (Gesichtsfeldausfälle) oder Halbseitenblindheit.
Film auf Youtube ansehen:
Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus erregte die Gruppe Aufsehen, als sie die Nutzung von den speziellen Langstöcken und den Brillen testeten. Professionell erklärt bekamen die Probanden die Nutzung von Annemarie Kock, ergänzende, unabhängige Teilhabeberaterin, die selbst blind ist.
Den Alltag aus Sicht erblindeter Menschen erlebt
Vom Marktplatz aus bewegte sich die Gruppe in Richtung Neustädter Tor und anschließend entlang der Langen Fischerstraße bis hin zum Altstadt-Tastmodell vor der St. Stephanskirche, wo die Führung nach eineinhalb Stunden endete. Als zusätzliche Herausforderung hat die Teilhabemanagerin Johanna Michelis Aufgaben für die Gruppe vorbereitet. Während des Rundgangs sollte beispielsweise die Bronzestatue Grete Minde „gefunden“ oder die Digitale Informationstafel am Neustädter Tor benutzt werden. Ein Testbesuch in einer Bäckerei und einer Bank standen auch auf dem Programm. Erfahren sollten die Spaziergänger, wie es ist, im Alltag erblindet Dinge des täglichen Lebens zu regeln. So stellte Michelis der Gruppe auch die Frage nach der Uhrzeit oder teilte eine Geldmenge aus und bat darum, das Geld zu zählen.
Da die Teilnehmer von Menschen mit Sehbehinderungen begleitet wurden, konnten die Aufgaben gelöst und zu Gesprächen angeregt werden. Bewegt von den authentischen Einblicken in den Alltag Sehbehinderter Menschen tauschte die Gruppe die Erlebnisse untereinander aus. Derartiges Bewusstwerden für das Thema war auch Ziel der Veranstaltung, erklärten die Organisatoren Johanna Michelis und Annemarie Kock.
In Tangermünde machte die Gruppe freundliche Erfahrungen, trotz des „schwierigen Kopfsteinpflasters“. Besonders freundlich fiel die sanierte Töpfergasse auf: Mühelos passierte die Gruppe mit den Langstöcken und einem Rollstuhlfahrer die Straße. Die Sanierung wurde mit Blick auf Barrierefreiheit gemacht. Das sei ein positives Beispiel und Signal, berichteten die Anwesenden der Interessengruppe „Barrierefreies Tangermünde“. Generell wurde der Austausch mit den Vertretern der Stadt Tangermünde zum Thema „Barrierefreiheit“ von der Interessengruppe als wohlwollend bezeichnet und gelobt.
Rundgang organisieren
Rundgänge mit Perspektivwechsel können auch in weiteren Städten und Gemeinden organisiert werden. Unter der E-Mail Adresse teilhabe@landkreis-stendal.de können Interessierte dazu Kontakt aufnehmen. Interessengruppen für Barrierefreiheit gibt es aktuell in Tangerhütte, Tangermünde und in der Hansestadt Stendal.