Schüler erleben Inklusion

Projekttag für fünfte und sechste Klassen der Pestalozzi-Förderschule.

Die Schüler der fünften und sechsten Klassen der Pestalozzi-Förderschule in Stendal haben am Montag einen besonderen Projekttag erlebt. Diesen haben der Inklusionsbeirat des Landkreises Stendal und das Örtliche Teilhabemanagement gemeinsam organisiert, um die Mädchen und Jungen auf verschiedene Behinderungsarten und damit die Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen.

Zum einen gab Reiko Lühe vom Altmärkischen Gehörlosenverein einen Einstieg in Gebärdensprache. Dabei lernten sie etwa das Fingeralphabet kennen. Zum anderen absolvierten die Schüler mit Daniela Waiß und Christiane Kümmel vom Blinden- und Sehbehindertenverband einen Blindenparcours. Spezielle Brillen haben dazu verschiedene Augenerkrankungen simuliert und mittels Langstöcken schlüpften die Mädchen und Jungen in die Perspektive von blinden und sehbeeinträchtigten Menschen.

Weiterhin ermöglichten Dastyn Lampe aus dem Sanitätshaus AtO und Christian Hauer einen Rollstuhlparcours. So konnten sich die Projekttag-Teilnehmer mit dem Thema Gehbehinderung auseinandersetzen und selbst herausfinden, dass der Umgang mit dem Rollstuhl doch etwas Übung bedarf. Thematisiert wurde aber auch die Autismus-Spektrum-Störung. Vom Autismus Verband Altmark gab Karina Gyhra, selbst Mutter zweier autistische Söhne, jede Menge Praxisbeispiele und stellte kleinere und größere Hilfsmittel vor. Besonders beeindruckend fanden die Schüler zwei Kurzfilme zu dem Thema, durch die sie die Vielfältigkeit des Autismus-Spektrums und die erlebte Reizüberflutung besser nachvollziehen konnten.

Annemarie Kock hat den Mädchen und Jungen ihre Arbeit als Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) vorgestellt. Weiterhin berichtete sie aus ihrem Leben als blinde Frau im Alltag und welche Hilfsmittel sie benutzt. Sie händigte auch allen Teilnehmern eine Urkunde aus, auf denen die jeweiligen Namen in Braille-Schrift gedruckt waren.

Am Ende zogen alle Beteiligten ein positives Fazit unter einem für Schüler und auch Gäste bereichernden Projekttag. „Durch derartige Begegnungen wird das Verständnis für Inklusion und das gesellschaftliche Miteinander gestärkt“, sagte Johanna Michels vom Örtlichen Teilhabemanagement des Landkreises Stendal. Die Verantwortlichen der Pestalozzi-Schule betonten zudem, dass die Themen sorgsam nachbereitet und in den Unterricht eingebaut werden sollen.

Wer Interesse an der Durchführung eines solchen Projekttages auch in seiner Institution hat, erhält Unterstützung beim Örtlichen Teilhabemanagement. Für Fragen steht Johanna Michelis telefonisch unter 03931 607194 oder per E-Mail zur Verfügung. Auch bietet das Teilhabemanagement regelmäßig Sprechtage an. Der nächste findet am Dienstag, 18. Juni, in der Kreisverwaltung in der Stendaler Hospitalstraße statt.

Hintergrund
Menschen mit Behinderung werden innerhalb der Gesellschaft noch immer viel zu häufig behindert: Sei es beispielsweise durch fehlende Rampen oder Aufzüge, hohe Bordsteinkanten, der fehlende Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern bei Veranstaltungen oder auch fehlende Leitsysteme für Menschen mit Sehbehinderung. Wer selbst keine Behinderung hat, hat meist kaum Berührungspunkte zu dem Thema und Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung finden noch viel zu selten statt. Deshalb möchte das Örtliche Teilhabemanagement im Landkreis Stendal sogenannte Barrieren in den Köpfen abbauen und bietet unter anderem seit 2018 Schulprojekte zu den Themen Inklusion und Barrierefreiheit an. Hierbei wird das Teilhabemanagement von Menschen mit Behinderung als Experten der eigenen Situation und weiteren regionalen Netzwerkpartnern unterstützt.